Verarmte literarische Landschaft

Sehr geehrter Herr Hamm,

mein Blick fällt gerade auf die Rückenschmonze zu Reinhard Kaiser-Mühlecker, „Magdalenaberg“  (Fischer Tb Verlag 2011). Ich darf Sie zitieren: „Mit dem Blick auf die
Bücher Reinhard Kaiser-Mühleckers ließe sich sagen: Existieren ist Ereignis genug. Und in diesem Sinne erscheinen mir diese Bücher in unserer verarmten literarischen Landschaft als ein Ereignis.“ 

Hier sprechen Sie also von einer „verarmten literarischen Landschaft.“

Woran liegt es, dass Sie damit Recht haben? Vielleicht an Argumenten, mit denen Verlage Manuskripte ablehnen? Wenn sie überhaupt argumentieren, kann man zu hören bekommen:

„Wir können es uns nicht leisten, Ideen zu verbreiten, wir sind gezwungen Geld zu verdienen.“

Oder: „Ein lebendiges Bild der Zeit (zu einem Roman über das 13. Jahrhundert), aber nicht der kommerzielle Roman, den wir uns vorstellen.“

Oder: „Der Autor ist nicht bekannt genug, sich eine so subjektive Sicht leisten zu können“, und das, obwohl zuvor von „fulminanten“ Texten die Rede war.

Ich fragte einmal eine Lektorin, ob ein Lion Feuchtwanger heute noch die Chance hätte, mit einem seiner Romane zu debutieren. Die Antwort kam prompt: „Nein.“

Warum sollte heute das Konzept Ernst Rowohlts nicht mehr funktionieren, nämlich mit dem Schrott (ich erlaube mir mal die Übertreibung) die Mittel aufzubringen, um die (anspruchsvolle) Literatur zu drucken, die für sich keine schwarzen Zahlen schreibt?

Ist es etwa nur ein Vorwand zu behaupten, ein Verlag stürze sich in den Ruin, wenn er entgegen dem allgemeinen Trend auf Qualität bedacht ist? Die Tatsache, dass der Fischer Verlag sich einen Autor wie Kaiser-Mühlecker leistet, ohne doch wohl sofort bankrott zu sein, legt diesen Verdacht  nahe.

Susanne Luecke

2 Gedanken zu „Verarmte literarische Landschaft

  1. gratliere zu dem Mut die Dinge beim Namen zu nennen…Traurig, dass es nur um das liebe Geld geht,

    1. So ist das, liebe Sofia. A propos – eine Verlegerin fragte mich kürzlich: „Wissen Sie, dass die SPIEGEL Bestsellerliste manipuliert ist?“ Welche Verlage lassen es sich etwas kosten, um einen bestimmten Titel auf dieser Liste zu platzieren?

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