Displomatie statt Diplomatie

Angesichts der beginnenden Ära des Trampismus (sic: mit a!) packt einen das Grauen. In etymologischer Verrenkung möchte man von Displomatie reden, die das Zeitalter der Diplomatie (s. den folgenden Beitrag) nun ablöst und, wie man meinen könnte, Schule macht. Doch dass am 21. Januar, einen Tag nach der Vereidigung Donald Trumps als Präsident der Vereinigten Staaten, ein Gipfeltreffen der Rechtspopulisten Europas in Koblenz stattfand, hat, wie wir wissen, einen langen Vorlauf. Schon seit geraumer Zeit wabert die Wunschvorstellung eines in seine Teile zerfallenden Europa in den Köpfen der Vielen, die aus der Geschichte nichts gelernt haben, die Spaltung statt Einigkeit, nationalen Egoismus statt übernationaler Verständigung (Diplomatie!) zu verwirklichen suchen und erschreckend viel Zuspruch von weiten Teilen der Bevölkerung erfahren, allerdings nicht zuletzt dank ihrer eigenen Verführungskunst, die im Grunde jedoch keine Kunst, sondern plumper Populismus ist. An dem gestrigen Treffen, zu dem ewa 1000 Teilnehmer erwartet wurden, nahmen teil: Marine le Pen, die Präsidentschaftskandidatin des Front National, Geert Wilders, der Vorsitzende der niederländischen rechtspopulistischen PW und Harald Vilimsky, der Generalsekträr der FPÖ, nicht zuletzt die AfD Vorsitzende Frauke Petry. Dass ein Teil der Medien (= „Lügenpresse“!) von diesem Treffen ausgeschlossen war, ist programmatisch. Zumindest in ihrem gestörten Verhältnis zu den Medien dürften sich die europäischen Rechtspopulisten mit dem neuen Präsidenten der USA blendend verstehen. Kaum im Amt, hat jener den Medien vorgeworfen, die Zahlen seiner anlässlich der Amtseinführung jubelnden Anhänger grob gefälscht zu haben – es seien deren wesentlich mehr gewesen als jene behaupteten (was die Bilder im Vergleich mit Obamas Amtseinführung jedoch deutlich widerlegen). Er werde sie deshalb zur Verantwortung ziehen.

Wird man in Zukunft Pressefreiheit einklagen müssen? Wir können uns auf Einiges gefasst machen.

Das wär’s für heute.

Susanne Luecke

 

 

 

2 Gedanken zu „Displomatie statt Diplomatie

    1. Irgendjemand (leider erinnere ich mich nicht, wer das war) hat versucht, diese „Tatsache“ zu entkräften mit dem Hinweis, die Vergleichsfotos seien nicht zum gleichen Zeitpunkt entstanden. Also: theoretisch war es zum gleichen Zeitpunkt genau so voll wie bei der Amtseinführung Obamas. – Ich kann’s nicht beurteilen, aber das müsste man durch die Untersuchung von Lichteinfall und evtl. Schattenwurf doch feststellen können.

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