Gott befohlen – die Re-Christianisierung Europas

Polens nagelneuer Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat sich viel vorgenommen: nämlich die Re-Christianisierung Europas, wo Kirchen, so klagt er, häufig nur noch als Museen Beachtung finden.

Mit der Re-Christianisierung kann er auf der Stelle im eigenen Land, das bekanntlich auch zu Europa gehört, beginnen, indem er seinen (zu 90 % dem katholischen Glauben angehörenden) Landsleuten in Erinnerung bringt, was es mit den sogenannten christlichen Werten auf sich hat.

Die Polen sind in der Mehrzahl nicht nur katholisch laut Taufschein, sondern (zumindest etliche von ihnen) auch im Sinne ihres Taufscheins tätig. Sie beten mit Radio Maryja stundenlang das „Ave Maria“, stellten 2010 ein knapp fünf Meter hohes Kreuz vor dem Präsidentenpalast in Warschau auf zum Gedenken an den bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Staatspräsidenten Lech Kaczynski, bauten (im selben Jahr in Swiebodzin) die bislang weltweit größte Jesus-Statue, und die Kirche nimmt hemmungslos Einfluss auf politische Entscheidungen, obwohl die polnische Verfassung eine strikte Trennung von Staat und Kirche vorschreibt.

Wird sich der neue Ministerpräsident die Einmischung der katholischen Kirche in die Politik verbitten? Morawiecki, Sohn eines antikommunistischen Dissidenten und ehemaliger Widerstandskämpfer, gilt als aufgeschlossen, Eu-freundlich und vermutlich stark genug, sich nicht vom nationalkonservativen PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski (wie seine Vorgängerin im Amt) einwickeln und in seinen Entscheidungen lenken zu lassen. Wenigstens ist wohl kaum zu erwarten, dass er dessen Befürchtung teilt, nämlich dass Flüchtlinge gefährliche Bazillen einschleppen könnten, weshalb man sie besser nicht ins Land lasse. Unbeeindruckt von dergleichen Bedenken hat die EU-Kommission soeben gegen Polen, Ungarn und Tschechien Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht, weil sie sich weigern, Flüchtlinge aufzunehmen.

Das wär’s für heute, den zweiten Advent.

Susanne Luecke

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