Die Behandlung und Unterbringung von Asylbewerbern, die man nur als skandalös bezeichnen kann, und das vor allem in einem Bundesland, das sich seit Jahrzehnten beim Urnengang zu einer christlichen und obendrein sozialen (was der Begriff „christlich“ im Grunde schon beinhaltet) Gesellschaftsform bekennt, sollte allgemein bekannt sein.
Dass in unserem wohlhabenden Land (Angela Merkel: „Deutschland geht es so gut wie lange nicht“) Menschen sich den Mund zunähen und sich zu Fuß Hunderte von Kilometern im Protest in die deutsche Hauptstadt schleppten, ist eine Tatsache. Nachrichten darüber waren ja nicht ganz zu unterdrücken, aber die Medien hätten ihnen durchaus einen besseren, einen besser sichtbaren Platz einräumen dürfen.
Tröstlich, dann und wann und hier und dort auch etwas Positives zu diesem Thema zu erfahren, etwa wie Bewohner verschiedener Ortschaften sich (in schlicht menschlicher Verantwortung) um eine menschenwürdige Unterkunft und Verpflegung von Flüchtlingen kümmern.
Ein amerikanisches Versandhaus warb vor einiger Zeit damit, alle Artikel, die den Kunden nicht genehm waren, anstandslos zurückzunehmen. Das ist sicher großzügig, nur dass manche Leute unverfroren auch Dinge „retournierten“, die derartige Gebrauchsspuren aufwiesen, dass sie nur noch für die Mülltonne taugten. Hauslatschen zum Beispiel mit völlig durchgelaufenen Sohlen. Der Geschäftsführer nahm es gelassen: „Ein Unternehmen wie das unsere muss sich das leisten können.“ – Und wie steht es mit dem Unternehmen Deutschland? Kann es sich die Armen, die bei uns anklopfen (und es sind deren nicht Armeen, wie uns gern suggeriert wird), nicht leisten?
A propos Angela Merkel: Wer kriecht, kann nicht fallen. Schien uns das nicht häufig die Devise der Kanzlerin? Die kriechende Fortbewegungsweise scheint jedoch für den Langlauf ungeeignet, und schon fällt sie (hin).
Das wär’s für heute.
Susanne Luecke