Nein, nein, kein Staatsempfang für eine siegreiche Fußballmannschaft, bislang (um neun Uhr einundzwanzig) auch noch keine Erfolgsmeldungen in Sachen Asylverweigerung, sondern – Sie haben es längst gehört oder gelesen:
erstens, Dieter Wieland, der Dokumentarfilmer und Architekturkritiker, bekommt kommenden Sonntag in Wolfenbüttel den Lessing-Preis für Kritik verliehen, zweitens, das Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks „Bayern 5“ feiert seinen 25. Geburtstag.
Dieter Wieland, der zu unserem großen Bedauern längst die Feder aus der Hand gelegt hat, wie er es selber heute im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk formulierte, hat Jahrzehnte lang Bauherren, Architekten, Entscheidungsträgern im Bauwesen die Leviten gelesen und ist dafür lange angefeindet und beschimpft worden. Es gebe, erinnert er sich, kein gefährlicheres Land als Bayern, wenn man es wage, Institutionen anzugreifen.
Er blieb trotzdem standhaft nicht zuletzt dank der unbeirrbaren Unterstützung durch so manchen Intendanten des Bayerischen Rundfunks, allen voran Christian Wallenreiter, wie sich Wieland voller Respekt erinnert.
Auszeichnungen werden ihm inzwischen sogar von ehemaligen Gegnern gegönnt, sagt er. Aber sollte es nicht mehr sein als Ehrungen, die man ihm zuteil werde lässt? Sollte man nicht mehr Nachdenklichkeit erwarten von denen, die es angeht, die aber nach wie vor eine Bausünde nach der anderen begehen und oft Unwiederbringliches zerstören? Sind Menschen wie Wieland etwa nichts als Rufer in der Wüste, oder, um das Bild zu aktualisieren, räumt man ihren Beiträgen nur einen Platz im Feuilleton ein? Jemand hat einmal von „Feuilleton-Nörgelei“ geredet. Also: sehen viele auch und immer noch in Wieland nur einen lästigen Nörgler?
Immerhin: aufgebracht hat er ja viele. Und dennoch stellt sich immer wieder die Frage, was Kritiker und Mahner letztlich bewirken.
Dieter Hildebrandt hat es einmal auf den Punkt gebracht: Kein einziges Atomkraftwerk sei ohne seinen Einspruch gebaut worden.
A propos Feuilleton. Anlässlich des Geburtstags von Bayern 5 stelle ich mir zum wiederholten Mal die Frage, weshalb (und das betrifft nicht nur Bayern 5) Nachrichtensendungen nur drei Rubriken bedienen: Politik, Wirtschaft, Sport. Warum gibt es keine Rubrik zum Thema Kultur? Aus Angst, die Leute könnten dann hastig umschalten? Schalten alle, die sich einen Teufel um Sport scheren, deshalb gleich ab oder um? Zugegeben, für den Sportteil der Zeitung bin ich dankbar, nicht weil mich der Sport interessiert, sondern weil ich dann das nötige Einwickelpapier für meinen Abfall für die Biotonne habe. So etwas machen dann die Kulturbanausen eben mit dem Feuilletonteil; das muss man hinnehmen, sagt mir mein Gerechtigkeitssinn. Aber es wäre eine Möglichkeit, in Radio und Fernsehen die, die es nötig haben, wenigstens darauf hinzuweisen, dass es in unserem Kulturkreis, von dem ja so viel geredet wird, so etwas gibt, was wir Kultur nennen.
Das wär’s für heute.
Susanne Luecke
Ich muss zugeben, dass ich Dieter Wieland erst jetzt durch den Lessing-Preis entdeckt habe. Ich werde mich aber sicher nun mit seinen Texten auseinandersetzen. Vor allem auch weil ich glaube, dass ich durchaus nicht immer mit ihm einer Meinung bin.
Zur Ehrenrettung von B5 muss ich sagen, dass es schon einen stündlichen Nachrichtenblock „Kultur“ gibt, immer um xx:25.
Nachrichtenblock „Kultur“ – ja, das schon, wie es ja auch etliche TV Portale zu diesem Thema gibt, aber eben nicht als Standardkategorie in den allgemeinen Nachrichtensendungen. So etwas wünschte ich mir schon.