Hörnerlos durch die Nacht

und auch versteht sich durch den Tag. In diesem Fall handelt es sich jedoch nicht um ein wichtiges Ereignis aus der bedeutenden Welt des deutschen Schlagers, sondern  ganz schlicht um Kühe, denen es nicht erlaubt ist, Hörner zu tragen, bzw. um solche, die sie ihr Leben lang behalten dürfen. Das sind derzeit nur noch etwa 10 Prozent des Milchviehs.

Auf dem Riedhof bei Eresing, auf den ich hier freiwillig und honorarfrei zu sprechen komme, kann man nicht nur einkaufen, sondern auch immer wieder neue Erfahrungen sammeln, zum Beispiel, dass es einen bei uns noch relativ unbekannten Käse gibt, dessen Milch von horntragenden Kühen einer uralten Rasse stammt, dem Jersey-Rind, das ursprünglich auf jener Kanalinsel heimisch war.

Bemerkenswert ist dieser etwa ein Jahr gereifte Hartkäse nicht nur wegen seines Aromas und seiner Konsistenz, sondern weil man festgestellt hat, dass Menschen, die Milch und Käse schlecht vertragen, nach dem Genuss von entsprechenden Produkten der Jersey-Rasse keinerlei Beschwerden haben sollen. Dafür fehlt allerdings bislang ein wissenschaftlicher Nachweis. Also darf man sich Gedanken machen, ob dieser Effekt, wenn es ihn tatsächlich gibt, auf die Milch zurückzuführen ist, die besonders viel Fett (plus/minus 6%) und Eiweiß (über 4%) enthält. Vielleicht spielt dabei die besondere Strukturierung des Eiweißes eine Rolle. Es gibt aber auch die Vermutung, dass auch die Hörner einen bestimmten Einfluss auf die Verträglichkeit von Milch und Käse des Jersey-Rinds haben.

Ich muss ein wenig ausholen. Wenn es um Verletzungen des Tierwohls geht, denken wir an Maßnahmen, die kranken Hirnen entsprungen scheinen, etwa an geschredderte Küken, kupierte Schweineschwänze, verwundete und verendete Tiere in Massenhaltungen, aber wem fallen dabei die Kühe ein, denen man im zarten Alter die Hörner raubt? Inzwischen kann man sogar hornlose Züchtungsergebnisse vorweisen; das erspart das Amputieren.

Auch wenn Hörner uns Menschen als ein überflüssiges und noch dazu gefährliches Anhängsel erscheinen gut durchblutet und von Nervenbahnen durchzogen, sind sie ein wesentlicher Bestandteil des Organismus, der selbst mit der Verdauung (beim Wiederkäuen) interagiert. Zudem sind sie für ihre Trägerin ein wichtiges Kommunikationsmittel. Nimmt man sie ihr, so bedeutet das also nicht zuletzt einen massiven Eingriff in ihr „gesellschaftliches“ Leben. Ob das Horn auch einen Einfluss auf die Milchqualität hat? Wissenschaftlich bewiesen ist auch das nicht.

Noch ist also alles Spekulation, aber der Käse der gehörnten Jersey-Kühe hätte es jedenfalls verdient, dass ihn alle vertragen.

Das wär’s für heute.

Susanne Luecke

3 Gedanken zu „Hörnerlos durch die Nacht

  1. Hallo liebe Susanne,
    bestimmt vertragen alle ganz prima den gehörnten Jersey-Käse 😉
    Ich habe erfahren, dass Milchprodukte von Kühen mit Hörnern auch von lactoseintoleranten (was für ein komisches Wort) Personen sehr gut vertragen wird….Hörner scheinen also eine durchschlagendere Wirkung zu haben als bisher angenommen.
    Liebe Grüße……und ich finde den Riedhof und die Produkte dort auch richtig gut!
    Andrea

    1. Ich stelle gerade fest, dass das Jersey-Rind, das auch ein zartfaseriges Fleisch liefert, in Deutschland ziemlich unbekannt ist. Ich rüste mich gerade für einen einschlägigen Artikel!

      1. Liebe Susanne,

        ich werde den bald auch ausprobieren so ich es schaffe los zu kommen- denn das klingt gut für meine Intoleranz. Den Via Mala vertrage ich auch in Maßen recht gut.

        Wenn Du wieder hinfährst melde Dich bitte vorher, denn dann würde ich mich freuen, wenn Du mir auch einen mitbringst – und das mit dem Fleisch klingt auch verlockend

        Adela

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