So hat es Christoph Süß einmal in seiner Sendung „Quer“ formuliert, und gemeint hat er damit die künstliche Intelligenz, abgekürzt KI. Nur zur Erinnerung: diese ist einTeilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem maschinellen Lernen befasst. Letzteres auch künstliches Lernen genannt, abgekürzt KL.
Das Denken ist ja schon lange abgeschafft, nun also auch das natürliche Lernen, welches eine Funktion unseres Gehirns ist, das anatomisch gesehen immer noch existiert. Zugegeben – ein verlockender Gedanke, unbequeme Tätigkeiten, bei denen es im Grunde nichs zu lernen gibt, einfach zu deligieren, zum Beispiel an einen Roboter, der selbsttätig durch die Wohnung kriecht und alles aufschluckt, was herumliegt, während ich entspannt am Schreibtisch sitze oder gar aushäusig bin. Allerdings sollte dieser selbstlose Helfer noch lernen, zwischen einem entsorgten, unbrauchbaren Gegenstand und einem kleinen Haustier zu unterscheiden, welches Unvermögen ihm expressis verbis derzeit noch vorgeworfen wird – eine Unterscheidung, die meine natürliche Intelligenz mühelos zu treffen im Stande ist.
Also: irgendwo ist Schluss mit der KI und meiner Bequemlichkeit! Meinem Kühlschrank etwa werde ich nie erlauben mich zu ermahnen, Milch oder Karotten zu besorgen, mir zu sagen, dass keine Salami mehr da ist. Dass er das Licht anknipst, wenn ich seine Tür öffne, (die im Grunde genommen nicht seine ist, sondern meine, weil ich sie bezahlt habe) gestatte ich ihm noch, aber solange ich, i c h diese Tür aufmache, werde auch i c h ihm sagen, was fehlt, und worauf ich gerade Appetit habe, geht ihn schon mal gar nichts an. Was immer er wissen könnte dank KI, wüßte er so wie so von meinen Gnaden. Und nein: ich brauche keine App, die mir unterwegs bestätigt, dass ich den Herd ausgeschaltet, die Fenster geschlossen, den Wasserhahn abgedreht und die Wohnungstüre zweimal abgeschlossen habe, weil ich es mir zur Regel gemacht habe, vor jedem Aufbruch genau diese Dinge zu kontrollieren. Ich ziehe es auch vor, mich mit einem Menschen aus Fleisch, Blut und Gehirn zu unterhalten statt mit meinem Phone, so smart es sich auch vorkommen mag.
Wäre es nicht wesentlich sinnvoller, die Förderung der natürlichen Intelligenz voranzutreiben, die bis zu einem gewissen Grad durchaus erlernbar ist, wie unter anderem der emeritierte Professor der Harvard University David Perkins versichert? Sind Schulen ohne Leiter (in Mecklenburg-Vorpommern sind 60 Direktoren- oder Stellvertreterposten offen oder nur kommissarisch besetzt ), Schüler ohne Lehrer hinnehmbar? Drei Lehrer für vier Klassen? Wie lange noch müssen Quereinsteiger ausgebildete Lehrkräfte ersetzen, Quereinsteiger, die keinerlei pädagogische Schulung haben und mitunter Fächer unterrichten, in denen sie nach eigener Aussage keine Kenntnisse haben?
KI als Ziel? Wird da nicht das Mittel mit dem Zweck, dem eigentlichen Ziel verwechselt? Wie ist es möglich, dass ein Schulabgänger bei einem Bewerbungsgespräch keine verbindliche Auskunft darüber geben kann, wie viel 300 geteilt durch 100 ist, weil er in der Schule nur gelernt hat, welchen Button er drücken muss, um das ausrechnen zu lassen? Das ist übrigens keine erfundene Geschichte, sondern ein realer Fall.
Mehr natürliche Intelligenz, mehr Wissen, nicht um des Wissens willen! Abgesehen davon, dass, wer nichts weiß, alles glauben muss: wissen, um abwägen und urteilen zu können, das wäre das Ziel.
Das wärs für heute.
Susanne Luecke