Wir sind das dümmste Volk der Welt? – Um Himmels Willen nein, nicht wir Deutschen! Diese Schlagzeile stammt aus einer italienischen Tageszeitung (nach meiner Erinnerung der „Repubblica“, auf der Titelseite und natürlich auf italienisch), und gemeint waren: wir – die Italiener. Es folgten zehn (nach Meinung jenes Autors) typisch italienische Unarten, zum Beispiel:
- Wir sind in Pizzerien und Trattorien so laut, dass wir unser eigenes Wort nicht verstehen.
- Wir lassen unser Motorino, unser Auto mit laufendem Motor vor der Bar stehen, während wir drin unser Frühstück einnehmen und die Zeitung lesen.
- Wir haben nun schon [damals] zum dritten Mal Silvio Berlusconi gewählt…. etc. etc.
Italiener haben eine ungemein sympathische Eigenschaft: Sie lassen sich Kritik dieser Art unter die Nase reiben, ohne sogleich Morddrohungen wegen Nestbeschmutzung auszustoßen. Sie finden ihre eigenen Fehler erheiternd, ja, manchmal hat man den Eindruck, sie sind sogar ein wenig stolz auf sie. Sagt jemand zu Ihnen (dem Fremden aus Deutschland): Wir Italiener sind doch alle Diebe, und Sie bestätigen das statt höflich zu widersprechen, kann das bei Ihrem Gesprächspartner größte Heiterkeit auslösen.
Was wäre, wenn in einer seriösen deutschen Tageszeitung, etwa der Süddeutschen Zeitung, auf der ersten Seite eine Spalte erschiene mit der Überschrift: „Wir Deutschen sind das dümmste Volk der Welt“? Und darunter etwa:
- Wir lassen uns nur durch sogenannte Skandale in unserem Dämmerschlaf stören. Die wirklichen Skandale nehmen wir nicht zur Kenntnis.
- Ineffizienten Politikern und Schaumschlägern schenken wir unverdrossen unser Vertrauen.
- Wer bei uns Kritik übt, wird entweder beschimpft oder besänftigt mit den Worten: Ja, da kann man halt nichts machen.
- Unsere Autobahnen betrachten wir – durch keine Geschwindigkeitsbegrenzung gebremst – als Rennbahnen.
- Wir trauen uns, umweltbewusst, kaum noch zu atmen und jubeln zugleich über rasant steigende Absatzzahlen von Spritfressern mit 300 PS (und aufwärts). – Wie gesagt: Was wäre, wenn….?
Das wär’s für heute.
Susanne Luecke