In ihrer Ausgabe vom 13. Dezember d. J. gedachte die FAZ in einem Artikel (Autor: Jürgen Kaube) eines deutschen Schriftstellers, der im Reigen der Jubilare des Jahres 2013 „meistens übersehen“ werde: des Friedrich Hebbel, geboren 1813. Der wird dort unter anderem mit folgendem Satz zitiert: „Wenn ist das deutscheste aller deutschen Worte.“
Da könnte er nicht so falsch gelegen haben. Wir widmen diesem „Wenn“ ja sogar ein eigenes Sprichwort: Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär‘ ! Schwer zu fassen, fehlt es ihm eindeutig an Eindeutigkeit, ist multifunktional, in vielfachem Verständnis einsetzbar. Es kann einmal Hoffnung zum Ausdruck bringen („wenn ich mal im Lotto gewonnen habe…“), zum anderen Drohung („wenn du nicht endlich damit aufhörst, dann….!“ ) bis hin zu Erpressung und nicht zuletzt die unerlässliche Voraussetzung, ohne die ein eigenes Handeln nicht zu erwarten ist. Dieses „Wenn“ ist also vor allem ein sehr angenehmes Wort, das die Dinge in der Schwebe lässt, ergebnisoffen (wie das heute in der Politik heißt) und zu nichts verpflichtend; es ermöglicht einem, sich zurückzulehnen, Verantwortung von sich zu weisen und – wenigstens vorerst – nichts zu tun.
Hört man sich vergleichsweise auf dem Corso in Rom, Florenz, Siena oder sonstwo In Italien um, fallen vor allem zwei Wörter ins Ohr: zum einen „mangiare“. Das ist selbstverständlich, steht hier auch nicht zur Debatte. Uns interessiert das andere: Es lautet „però“, bedeutet soviel wie „jedoch“ und scheint uns geradezu ein italienisches Wesensmerkmal auszudrücken: die Freude an der Auseinandersetzung, an Klärung, am Disput, gern auch Streit, der möglichst in einer Lautstärke ausgetragen wird, dass die Pinien vor Schreck ihre noch unreifen Zapfen abwerfen und mit leisem dumpfen Knall auf ein Autodach fallen lassen. Das sind doch klare Verhältnisse. So oder so ähnlich – wenn man es richtig deutet.
Das wär’s für heute.
Susanne Luecke