Pollenflug

Frühling, wie wunderbar! Und schon fliegen sie wieder, die Pollen, dieses Jahr früher denn je. Für viele ein schwerwiegender Grund, den Frühling zu fürchten, denn sie leiden unter der  weit verbreiteten Pollenallergie.

Hier soll von einer anscheinend vergessenen, aber äußerst effizienten und obendrein preiswerten Therapie die Rede sein. 

In den sechziger Jahren litt Cornelia Bongers (Name geändert) an einer extremen Pollenallergie. Nach stundenlangen Niesattacken war sie regelmäßig krankenhausreif. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich, damals Studentin in Kiel, an die HNO-Klinik der Universität, offenbar im rechten Moment, denn dort eröffnete man ihr, die Klinik sei soeben dabei, eine (vermutlich zufällige) Entdeckung zu testen, die den Leidenden Heilung versprach. Die Ärzte hatten Folgendes festgestellt: Entfernt man durch einen kleinen Eingriff die Nasenschleimhaut, reagiert die sich regenerierende Schleimhaut  nicht mehr auf Pollenreize.

Das Verfahren war denkbar einfach, schmerz- und so gut wie kostenfrei: Lokalanästhesie (Spray), Entfernen der Schleimhaut mittels Essigsäure (siehe unten!) ,  dreimalige Nachbehandlung mit einer Wundsalbe. Fertig. Das Ganze dauerte keine zehn Minuten. Seither ist die so Behandelte absolut beschwerdefrei. Keine Wunderheilung, sondern Abhilfe durch ein Mittel (Essigsäure), das – so ergaben nachträgliche Recherchen – in der Nasenheilkunde eingesetzt wird, um stark blutenden Gefäße zu veröden. Leider versäumte die Geheilte damals, den weiteren Verlauf der Testreihe zu verfolgen.  Erst als ihre eigenen Kinder und Enkel die gleichen Qualen zu erleiden hatten, besann sie sich wieder auf  ihre eigene Heilung. Aber niemand an der Kieler Klinik konnte sich an diese Art der Therapie erinnern, es wurde auch nichts darüber veröffentlicht.

Ihre Bemühungen, Ärzte für diese Therapie zu interessieren, scheiterten bislang kläglich. Fachärzte – selbst solche, die sich auf ihrer home page als „Alternativmediziner“ vorstellten – reagierten meist überhaupt nicht, ja, die Kieler Klinikleitung unterstellte ihr sogar, sie müsse sich „wohl falsch erinnern. “ Sie habe vermutlich starkes Nasenbluten gehabt (dem man eben mit Essigsäure zu Leibe rückt, siehe oben). Die Betroffene ist allerdings absolut sicher, nie im Leben unter Nasenbluten gelitten zu haben, wohl aber, dass die oben beschriebene Therapie ihr dauerhaft und ohne jegliche Nebenwirkungen geholfen hat.

Mediziner der LMU in München (unter den wenigen, die die Fragestellerin überhaupt einer Antwort für würdig erachteten) äußerten in einem Schreiben Bedenken: Von einer „großflächigen Entfernung der Nasenschleimhaut“ sei  abzuraten.  Andererseits heißt es, die Nasenschleimhaut sei außerordentlich regenerierungsfähig. Wären da nicht Ansatzpunkte für eine ernsthafte Diskussion?

Es fällt schwer, die Frage zurückzuhalten, wie viel die Pharmaindustrie jährlich an Verschreibung und Verkauf von Antiallergica verdient.

Das wär’s für heute.

Susanne Luecke