Seit 12.3. d.J. ist Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Vollmundig verspricht er Offenheit, Diskurs, Gespräch, mehr Transparenz in der Kirche. Soweit einige (authentische) Schlagwörter.
Mit „Mut und Entschlossenheit“ wolle er sich auf den Weg machen. Ja, er ist ein Mann der großen Worte und war es immer schon. Sein Leitspruch anlässlich der Weihe zum Bischof von Trier am 20.12.2001 lautete: „Ubi spiritus domini, ibi libertas“ (= wo der Geist des Herrn[ [herrscht], dort [herrscht] Freiheit).
Was aber versteht einer wohl unter Freiheit, der einen Priester, Theologen und Professor für systematische Theologie suspendiert und ihm anschließend die Lehrerlaubnis entzieht, weil der sich die Freiheit genommen hatte, den Begriff „Ökumene“ ernst zu nehmen und mit Leben zu füllen?
Was war geschehen? Im Jahr 2003 hatte es der katholische Priester Reinhard Hasenhüttl am Rande des Ökumenischen Kirchentags in Berlin gewagt, einen ökumenischen Gottesdienst abzuhalten und evangelische und andere nichtkatholische Gläubige zur gemeinsamen Kommunion zu laden und auf diese Weise das Motto des Kirchentags gleichsam in die Tat umzusetzen. Es war ja ein ökumenischer Kirchentag. Doch noch im selben Jahr wurde Hasenhüttl von Bischof Marx suspendiert, 2006 entzog ihm Marx (noch immer Bischof von Trier) auch die kirchliche Lehrerlaubnis.
Nota bene: Kein Bischof kann es sich leisten, Entscheidungen zu treffen, die nicht im Einklang mit dem Vatikan stehen. Die Suspendierung Hasenhüttls fällt in die Amtszeit Papsts Johannes Paul, der Entzug der Lehrerlaubnis bereits in die des neuen Papstes, Benedikts XVI.
Was also dürfen wir vom neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz erhoffen? Da bleibt es abzuwarten, was Papst Franziskus von seinen eigenen Versprechungen umzusetzen Willens oder im Stande ist.
Das wär’s für heute.
Susanne Luecke