Im Folgenden geht es nicht um die großen Katastrophen im Leben, wie sie den Stoff für
Tragödien liefern, sondern um den ganz banalen Alltagsärger, der in der Lage ist, uns für einige Zeit aus dem Gleichgewicht zu bringen. So lange wir am Ende unseren Fuß auf die Brust eines Besiegten setzen können, ist alles gut; was aber, wenn wir die Unterlegenen sind? Freilich, Misserfolge sind nicht unbedingt vorhersehbar, viele wären aber vermeidbar. Das erfordert allerdings ein wenig Umdenken, zumal wenn Sie zu jenen gehören, die sich rigoros einer Selbstoptimierung zu unterziehen gedenken oder sich entschlossen in eine Selbsterkundunsarbeit stürzen wollen. Die Enttäuschung ist vorprogrammiert.
Hier einige plakative Feststellungen und Empfehlungen, die helfen könnten, aus einem strebsamen, scheiternden Individuum einen ehrgeizlosen, erfolgreichen Loser zu machen, der letztlich der Gewinner ist.
Fassen Sie keine Vorsätze zum neuen Jahr! Fassen Sie überhaupt keine Vorsätze – fangen Sie einfach an!
Es gibt keine Enttäuschungen, nur falsche Erwartungen. Hören Sie auf, in die Untiefen ihrer eigenen Seele zu tauchen. Halten Sie Ihren Kopf lieber über Wasser! Da ist die Sicht klarer.
Richten Sie Ihr Interesse wohlwollend auf Ihre Umwelt, Ihre Mitmenschen! Betonung auf wohlwollend.
Erwarten Sie nicht, dass man Ihnen Aufmerksamkeit schenkt! Sie werden dann seltener beleidigt sein und sich wohler fühlen.
Nehmen Sie sich also selber nicht so wichtig. Dann fallen Ihnen bei Wortgefechten auch leichter die passenden Antworten ein. Achtung bei Beleidigungen; die können teuer werden („dumme Kuh“ = 300 Euro, „alte Sau“ = 2500 Euro).
Schauen Sie beim Laufen oder Joggen nicht auf Ihren Schrittzähler am Handgelenk! Es gibt so viel mehr zu sehen, zum Beispiel: Landschaft, Himmel mit oder ohne Wolken etc.
Betrachten Sie sich im Spiegel, aber nehmen Sie vorher die rosarote Brille ab! Die Verwechslung von Leidenschaft und Können kann niederschmetternde Folgen haben.
Im Fall einer Niederlage: der Unterlegene leidet unverhältnismäßig und lange; das ist unökonomisch. Erweisen Sie ihrem Gegner diesen Gefallen nicht! Der hat übrigens seinen Triumph längst abgehakt, während Sie immer noch schlecht schlafen.
Der gefürchtete faux pas ist vermeidbar. Bildung hilft dabei und beugt vor.
Danken Sie Gott, dass/wenn Sie nicht prominent sind! Hat ein Promi ein Missgeschick, geht es durch alle Medien.
Machen Sie sich keine Hoffnung, aber schicken Sie sie nicht ganz in die Wüste! Sie stirbt bekanntlich zuletzt und ist in der Lage, Menschen bei guter Laune oder gar am Leben zu halten (s. der ewige Optimist, der Woche für Woche auf den großen Lottogewinn setzt).
Am Ende noch ein Exkurs für Menschen, zu deren Beruf es gehört, Reden zu halten. Hier gilt bei einem Patzer: einfach weitermachen! Dann merkt’s vielleicht keiner. Ein Beispiel. Einer meiner Kollegen demonstrierte einmal vor kleinem erlesenen Publikum an Hand eines Modells die Anlage eines barocken Gartens, der in einzelne Kompartimente mit unterschiedlichen Bestimmungen aufgeteilt war. Dass eines von ihnen dem Schiebenscheißen vorbehalten war, fiel außer mir anscheinend nur einem weiteren Hörer auf. Der nahm seine Brille ab, schaute sinnend ins Weite und schien zu überlegen – vermutlich, ob es sich da um eine inzwischen ins Vergessen geratene Sportart handelte.
Das wär’s für heute.
Susanne Luecke
Der gefällt mir am besten und passt natürlich prima zu Sylvester: “Fassen Sie überhaupt keine Vorsätze – fangen Sie einfach an.”
Mir gefällt der wohlwollende Blick besonders gut. Und die letzte Anekdote. Da haben wir beim Fernsehen immer gesagt – versendet sich.
Liebe Grüße
Stefanie Windhausen
Wie gut dass ich kein Promi bin und hie und da patzen darf. Wie gestern beim Backhendelessen