Fake news bzw. Fakes sind keineswegs so neu, wie manche meinen, erfunden von gewissenlosen Massenkommunikanten in den Social Media. Im Mittelalter waren sie quasi an der Tagesordnung.
Das wohl bekannteste gefälschte, wohl um das Jahr 800 herum entstandene Dokument ist die sogenannte Konstantinische Schenkung, die dem Bischof von Rom Anfang des 4. Jahrhunderts angeblich die Vorherrschaft über die Patriarchate von Konstantinopel, Antiochia, Alexandrien und Jerusalem, zudem schließllich die Herrschaft über ganz Italien und die ganze westliche Welt zuerkannt haben sollte.
Es sollte Jahrhunderte dauern, bis es zwei Gelehrten gelang nachzuweisen, dass diese angebliche Schenkung Kaiser Constantins (geb. zwischen 270 und 288, gest. 337) eine Fälschung ist: dem deutschen Theologen und Philosophen Nikolaus von Kues (1433) und dem italienischen Humanisten Lorenzo Valla (um 1440). Die Kirche hielt allerdings an der Echtheit des Dokuments bis ins 19. Jahrhundert hinein fest.
Die jüngste Falschmeldung der Geschichte – mit verhehrenden Folgen – liegt gerade einmal 80 Jahre zurück, und der, der sie in Umlauf brachte, war kein anderer als Adolf Hitler. Seine Behauptung, Polen habe einen Überfall auf den Sender Gleiwitz verübt, waren reine Fake News. In Wahrheit hatte die SS am 1. September 1939 diesen Überfall inszeniert und damit die „Rechtfertigung“ eines Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen ohne Kriegserklärung geliefert. Ein Ultimatum, das Frankreich und Großbritannien gestellt hatten, ließ Hitler unbeachtet verstreichen. Sein berühmt-berüchtigter Satz Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen gilt als Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Die Fakes der digitalen Gegenwart unterscheiden sich letztlich nur in einem von jenen, die bereits Geschichte sind: in der Geschwindigkeit ihrer Verbreitung. Wenn heute ein Parlaments-abgeordneter der AfD durch Manipulation eines Fotos das Ansehen der bayerischen Landtagspräsidentin ramponiert, ist das in Sekundenschnelle durch einen Klick rund um den Globus.
Einen Vorteil hat diese moderne Verbreitung falscher Nachrichten: Sie werden – sofern es Menschen gibt, die ihnen misstrauen und entsprechend recherchieren – fast genau so schnell aufgedeckt, wie sie in die Welt gesetzt wurden. Das Schlimme ist nur, dass manche Menschen lieber den Fakes Glauben schenken als der Wahrheit.
Das wär’s für heute.
Susanne Luecke
Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass es sich oft lohnt, Meldungen aus den sozialen Netzwerken bei Correctiv oder dem ARD Faktenfinder zu überprüfen:
https://correctiv.org/faktencheck/
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/
Hoffentlich nutzen auch noch viele andere außer uns beiden diese Möglichkeiten!