Ende des 19. Jahrhunderts endet die Kleine Eiszeit (14. bis Ende 19. Jh.). Es beginnt die sog. Industrielle Warmzeit – ein Begriff, der bereits in den 1840er Jahren auftaucht – und damit eine „fundamentale Umwälzung in der Geschichte der Menschheit“ [Behringer a.a.O., p. 237], nur vergleichbar mit dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht zwischen etwa 6000 und 3000 v. Chr. während der sog. Neolithischen Revolution.
Nach langjähriger Forschung schätzen Klimaforscher inzwischen den anthropogenen Anteil an der globalen Erwärmung auf 90%. Schuld daran sei in erster Linie der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), gefolgt von Methan (CH4). Das Treibhausgas CO2 sei seit den 1990er Jahren noch einmal vermehrt ausgestoßen worden (Behringer a.a.O., p. 260). Allerdings sei Methan „rund 25-mal klimaschädlicher als CO2“ [Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung. s. https://www.pflanzenforschung.de/de/themen/lexikon/methan-ch4-10112 ].
In den 50er Jahren des vorigen Jhs. erlebten wir die letzte Phase der Entwicklung zur Konsumgesellschaft: Massenmotorisierung vom Auto über Haushaltsmaschinen aller Art bis hin zur elektrischen Zahnbürste schaffen nie dagewesene Bequemlichkeiten. Billige fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdöl stellen sie jedem zur Verfügung. Dass diese Brennstoffe, die sich im Laufe der Erdgeschichte über Jahrmillionen in der Erdkruste aus organischem Material gebildet haben, nicht endlos zur Verfügung stehen, versteht sich. Also erscheint es mehr denn je geboten, für erneuerbare Energie zu sorgen.
Das auf der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris gesteckte Ziel: die Erderwärmung unter einem Jahresmittel von 2 Grad Celsius zu halten. Doch weshalb unterstützt die Politik nicht effiziente klimaschonende Technologien entschiedener? Stattdessen endet nächstes Jahr z.B. die 20jährige Vergütungsphase für die ersten Biogasanlagen über das Erneuerbare-Energie-Gesetz.
„Ohne rentable Anschlussvergütung werden die Betreiber ihre funktionierenden und im Laufe von zwei Jahrzehnten optimierten Anlagen stilllegen. Anstatt jetzt mit voller Energie in eine CO2-freie Zukunft aufzubrechen, bremst die Bundesregierung den Ausbau und den Erhalt regenerativer Kraftwerke aus“, klagte der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Claudius da Costa Gomez. Ein mit Biomethan betanktes Auto z.B. emittiert bis zu 90% weniger Treibhausgase als ein vergleichbarer Benziner. Zusätzlich drei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ließen sich zum Beispiel durch die konsequente Vergärung von Gülle und Mist einsparen. Aktuell wird nur ein Viertel der in deutschen Ställen anfallenden Gülle in Biogasanlagen vergoren. Unvergoren emittiert diese jedoch Methan, ein hochwirksames Klimagas, das aus offenen Güllelagern in die Atmosphäre entweicht. In Biogasanlagen wird dieses Methan aufgefangen und in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) in Strom und Wärme umgewandelt.
Soweit das Alltagsszenario, das gleichsam das Unabdingbare betrifft. Doch wie steht es um unsere
Vergnügungen?
Thema Kreuzfahrten. Die Non-Profit-Organisation Atmosfair hat berechnet, dass eine siebentägige Kreuzfahrt durch die Karibik einschließlich Anreise mit dem Flugzeug pro Person einen CO2– Ausstoß von 5376,5 kg verursacht. Wenn man bedenkt, dass Kreuzfahrtschiffe bis zu 6800 Passagiere befördern, kommt man auf 3 656 020,00 kg CO2 (Dabei ist die Crew noch nicht mitgerechnet). So viel jedenfalls, wenn diese Schiffe von Schweröl und Diesel angetrieben werden. Bislang existiert aber nur ein einziges (die AIDAnova; https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=AIDAnova&oldid=194515140), das mit dem weniger umweltschädlichen Flüssigerdgas (LNG) fährt. Bis 2027 sind weltweit 120 neue Kreuzfahrtschiffe geordert, davon allerdings nur 27 mit LNG-Antrieb.
Flugreisen kommen nicht unbedingt besser weg. Es ist absurd, dass man für 24 Euro von München nach Palma de Mallorca zu einem Kurzurlaub fliegen kann (nur Hinreise). Flugstrecke: 1605 km.
Beispiel Formel-1-Rennen: 2015 versprach der Vorsitzende des Verbands der Formel-1-Teams, die CO2-Emissionen bis 2018 um 12,4 % zu senken. Die Fahrzeuge verbrauchen auf 100 Kilometern um die 100 Liter Sprit. Mit CO2-Werten von 1,5 Kilogramm pro gefahrenem Kilometer liegen sie etwa beim Zehnfachen eines deutschen Durchschnitts-Pkw (https://klima-luegendetektor.de/tag/formel-1/ ). Der Kalender für die Formel-1-Rennen 2020 steht übrigens längst fest. Geplant sind einundzwanzig Rennen. Aber sie sind nicht die einzigen. Weltweit gibt es (einschließlich Formel 1) neunundsiebzig Rennen (https://www.motorsport-total.com/langstrecke/termin-kalender/2019).
Eine zuverlässige Klimavorhersage ist allerdings fast wie der Blick in eine Kristallkugel. Einige Wissenschaftler räumen ein, das Klima sei längst noch nicht ausreichend erforscht, um gesicherte Prognosen machen zu können. Es scheint also immer noch das alte scherzhafte Sprichwort zu gelten: „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.“ Vorhersagen haben sich häufig nicht bestätigt, etwa die in den 70er Jahren befürchtete (auch diese menschengemachte) bevorstehende Eiszeit. Skurril die damaligen Vorschläge, wie diese Entwicklung zu bremsen sei, etwa durch Abdeckung der Pole mit schwarzen Folien, um die Rückstrahlung zu reduzieren, oder die Einbringung von Metallstaub in die Atmosphäre (Behringer a.a.O., p. 251). Statt Abkühlung erleben wir spätestens seit den 90er Jahren das Gegenteil.
Am heutigen Freitag, dem 13. Dezember, endet die UN-Klimakonferenz. Es herrscht Einigkeit im Prinzip, der Teufel steckt im Detail, in Details, die die Einigkeit spalten. Und wir? Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen/ Den Vorhang zu und alle Fragen offen (Bertold Brecht, Der gute Mensch von Sezuan) – bis zum nächsten Klimagipfel.
Das wärs für heute.
Susanne Luecke