Alle Beiträge von Susanne Lücke

Über Susanne Lücke

Geboren in Ustí nad Labem (Tschechien) am 15.11.1933. Hat in München, Toronto und Florenz gelebt, war als Mitarbeiterin des ZEITmagazin und als Buchautorin tätig. War mit dem Kunsthistoriker Hans-Karl Lücke (1927-2009) verheiratet. Lebt heute in Schondorf am Ammersee.

Feigenblatt Corona

Das alles beherrschende Thema im Fernsehen in den Nachrichten zur besten Sendezeit: 60 Minuten und mehr Corona und alles, was irgendwie mit diesem Themenkreis zusammenhängt. Corona-Krise. Corona-Fallzahlen. Inzidenzwert. Corona-Impfstoff-Desaster. Impfstoffknappheit. Corona-Neuinfektionen. Corona-Tote. Und, was zu erwarten war: Corona-Pandemie als Wort des Jahres 2020.
Und sonst? Die Programmgestalter des Fernsehens Feigenblatt Corona weiterlesen

Probleme mit dem zweigestrichenen g?

Probleme mit dem zweigestrichenen g?

2011 wurde das wohl bekannteste Weihnachtslied von der Unesco in die Liste immateriellen Kulturerbes aufgenommen: „Stille Nacht, heilige Nacht…“. 1818 zum ersten Mal vom Dichter und vom Komponisten im kleinen Ort Oberndorf bei Salzburg zu Gehör gebracht, hat es – inzwischen übersetzt in 320 Sprachen und Dialekte – einen phänomenalen globalen Siegeszug angetreten. Das hatten sich der Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber, Sohn armer Leineweber, der sich die Melodie hat einfallen lassen, und der Hilfspfarrer Josef Mohr, der die Verse verfasst hatte, nicht träumen lassen.
Man sagt der geistlichen Musik jener Zeit rühmend nach, sich vom römischen Ritus der Chormusik lateinischer Sprache nach Vorgabe der katholischen Kirche zu lösen und sich mehr den Anliegen der gläubigen Gemeinde zuzuwenden. Das hört sich zum Beispiel an wie in Schuberts Deutscher Messe, „zum Eingang“: „Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken?“, anstelle von lateinischen Psalmentexten des althergebrachten Introitus.
Bemerkenswert, dass dem Gemeindegesang überhaupt eine so tragende Rolle zugewiesen wurde (bis ins 20. Jahrhundert war er allenfalls eine Randerscheinung der Liturgie), aber was da häufig an Stimmumfang vorausgesetzt wird, übersteigt die Leistungsfähigkeit so manchen Stimmbands eines Menschen, dem nicht mindestens eine Duodezime zur Verfügung steht, der keine entsprechende Ausbildung genossen hat oder auch nur, weil ihm die Natur nicht so kurze Stimmbänder gemacht hat, dass sie das zweigestrichene g im Gloria der Deutschen Messe mühelos erreichen.
Insofern ist für mich auch die Beliebtheit von „Stille Nacht, heilige Nacht“ nur bedingt nachvollziehbar, gibt sich die ins Ohr gehende Melodie, die bei vielen Gemeindemitgliedern in der Höhe etwas gequält aus der Kehle will, doch recht fordernd. Das zweigestrichene fis muss man halt erst mal sauber hinkriegen.

Das wärs für heute – mit guten Wünschen für entspannte Feiertage!
Susanne Luecke

Home office, Verwilderung inbegriffen

Nach monatelanger Übung im home officing zeigen sich alle zufrieden. Es tut der Produktivität keineswegs Abbruch, vielleicht sogar im Gegenteil, da man sich ganz auf die Arbeit konzentrieren kann, durch keine mitteilungsbedürftigen Kollegen gestört wird und vor allem indem man zwangsläufig die mehr oder weniger zeitraubende Fahrt zu seinem gewohnten Arbeitsplatz, also nutzlos vertane Zeit, vermeidet. Home office, Verwilderung inbegriffen weiterlesen

80 Jahre danach

Die Religionen Müßen alle Tolleriret werden. Hier mus ein jeder nach Seiner Fasson Selich werden“ (Friedrich II.,König von Preußen, am 22. Juni 1740). – Am 27. April 1940 ordnete Heinrich Himmler den Bau eines Konzentrationslagers in Auschwitz an.

Onkel Karl hieß eigentlich Karl Loewy, war Tscheche, Inhaber einer Druckerei in Ustí/Aussig im heutigen Tschechien und jüdischen Glaubens. Die Bezeichnung „Onkel“ verdankte er der Tatsache, dass er 80 Jahre danach weiterlesen

„… und englisch ist modern“

Sie sagte: Ich bin total happy, und ich fragte mich, warum sie nicht sagt: Ich bin total glücklich. Gibt es einen Unterschied zwischen happy und glücklich? Vielleicht gar keinen, außer dass happy englisch ist und glücklich der deutschen Sprache angehört.

Schief ist englisch, und englisch ist modern. Das ist eine Redewendung, deren Ursprung wohl nicht geklärt ist. Auf jeden Fall gab es die schon während des Dritten Reichs, denn jemand erzählte mir, er habe sie „damals“ einmal innerhalb der Familie gebraucht und sei „… und englisch ist modern“ weiterlesen