Alle Beiträge von Susanne Lücke

Über Susanne Lücke

Geboren in Ustí nad Labem (Tschechien) am 15.11.1933. Hat in München, Toronto und Florenz gelebt, war als Mitarbeiterin des ZEITmagazin und als Buchautorin tätig. War mit dem Kunsthistoriker Hans-Karl Lücke (1927-2009) verheiratet. Lebt heute in Schondorf am Ammersee.

Sensation – sie wird sauer!

Wer sich in den Genuss einer aufregenden Erfahrung bringen möchte, und das obendrein beinahe kostenlos, der gehe folgendermaßen vor:

er begebe sich zum nächstgelegenen Discounter, dessen Name mit einem A beginnt (mehr verrate ich nicht, weil ich nicht für ein milliardenschweres Unternehmen honorarfrei werben möchte), steuere die Kühltheke mit Milch und deren Produkten an und fahnde  Sensation – sie wird sauer! weiterlesen

Keine Angst vor Rollin‘ Justin

Sie sind uns doch irgendwie unheimlich, diese Roboter, auch wenn sie sich absolut friedfertig verhalten und so kooperativ sind wie im Moment jener Rollin‘ Justin (für seine 10 Jahre mit einer Größe von 1,91 und 200 Kilogramm absolut übergewichtig!), der vom Zentrum für Luft- und Raumfahrt aus  mit dem Astronauten Alexander Gerst im All korrespondiert und arbeitet. Keine Angst vor Rollin‘ Justin weiterlesen

ARD lädt zum Aperitif

Ich sitze im Arbeitszimmer an meinem Schreibtisch und bin guter Stimmung. Es ist so wunderbar lange Tag in dieser Jahreszeit!

Nebenan im Wohnzimmer läuft der Fernseher. Wenngleich es noch so hell ist, wird es offenbar langsam Zeit fürs Abendbrot. Das wird mir schlagartig klar, weil sich in diesem Moment die Werbung zu Wort meldet und wie üblich kurz vor acht zum Aperitif lädt, dessen Spender unverkennbar die selbstlose Pharmaindustrie ist, die nur unser Wohlergehen im Sinn hat. Zum Dank erwartet sie von uns lediglich, dass wir ihr reichhaltiges Angebot an Pillen, Salben, Tropfen und Tinkturen gegen Blähungen, Verstopfung, Nagelpilz, Hautausschlag, Juckreiz, Arthrose, Inkontinenz, Harndrang und Hämhorrhoiden wahrnehmen und vertrauenssvoll zugreifen.

Ich weiß nicht auf einmal fühle ich mich so mies … Ich eile ins Wohnzimmer, schalte den Fernseher aus und schenke mir einen Aperol ein.

So, jetzt geht’s mir schon wieder viel besser.

Das wär’s für heute.

Susanne Luecke

Lockspeise verschmäht!

So viel Anlass zu Beunruhigung ist im Moment. Aber auch Grund? Das sollte man schon hinterfragen im Zeitalter von facebook, twitter und jeder Menge fake news.

Das Sterben von Fluginsekten zum Beispiel. Bis zu 80% weniger soll es seit den 80er Jahren heute geben. Das sagt jedenfalls eine Veröffentlichung des Entomologischen Vereins Krefeld aus dem Jahr 2013, und eine Studie der Universität Göttingen bestätigt dieses Ergebnis.

Nun habe ich die Bienen, Wespen, Hummeln, Hornissen und so weiter Lockspeise verschmäht! weiterlesen

Hier wäre der Staat gefragt.

Das Morgenprogramm von Bayern 5 nimmt sich diese Woche einiger Themen an, die im Streit um die Abschiebung von Flüchtlingen unterzugehen drohen, aber nicht weniger wichtig erscheinen.

Kurz zur Erinnerung (wenngleich vermutlich überflüssig): das Thema, das zur Zeit Nachrichten und Kommentare in den Medien beherrscht und außer Fußball kaum andere Inhalte zulässt, betrifft die Abschiebung von Flüchtlingen und die Sicherung der EU-Außengrenzen.

Passend zu dem Unterfangen von Bayern 5 folgt hier eine Liste von Desiderata, die ich während der letzten Monate in seriösen Portalen gehört, gelesen und festgehalten habe. Investigative Journalisten, Wissenschaftler und seriöse Politiker fassten ihre detaillierten Erkenntnisse jeweils in dem Satz zusammen: „Das wäre Sache des Gesetzgebers“, oder: „Da wäre der Staat gefordert“. Und der?  Die Kanzlerin jedenfalls ist zufrieden, alles sei gut. Freilich, wenn der Staat seine soziale Verantwortung nach und nach an die Privatwirtschaft abgibt, braucht er sich um das Wohlergehen seiner Bürger nicht zu sorgen.
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Selber schießen – leider nicht mehr erforderlich. 100 Jahre Ende des ersten Weltkriegs.

Wie war das doch gleich früher, im Mittelalter, im dreißigjährigen, im siebenjährigen Krieg zum Beispiel?

Da zogen die Kaiser und Könige noch selber in die Schlacht, kämpften wie ihre Ritter (später ihre Soldaten) und starben auch gleich ihnen auf dem Schlachtfeld. Der Staufer Manfred etwa, der Lieblingssohn Kaiser Friedrichs II., ließ 1266 sein Leben bei Benevent, besiegt von Karl von Anjou. Weil ihn der Papst mit dem Kirchenbann belegt hatte, wurde er noch nicht einmal in geweihter Erde begraben. – König Gustav Adolf von Schweden: 1632 kam es vor Lützen, einem kleinen Ort bei Leipzig, zur Schlacht gegen die Kaiserlichen um Ferdinand II. Der schwedische König, der sich trotz seiner Kurzsichtigkeit ins Kampfgetümmel gestürzt hatte und zwischen die feindlichen Stellungen geriet (vielleicht auch wegen des Nebels, der geherrscht haben soll), wurde zunächst angeschossen und schließlich getötet. – Manche gekrönten Häupter haben aber auch Glück oder die nötige Chuzpe bzw. Geistesgegenwart, wie der Preußenkönig Friedrich, genannt der Große. Der soll, als ihm ein Gegner zu nahe gekommen war und gerade die Büchse auf ihn anlegte, dem zugerufen haben: „Er hat ja gar kein Pulver auf der Pfanne!“ Der verdutzte Schütze fiel darauf herein, überprüfte sein Gewehr, und Friedrich nutzte die Zeit, sich aus dem Staub zu machen. Selber schießen – leider nicht mehr erforderlich. 100 Jahre Ende des ersten Weltkriegs. weiterlesen

Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen!

Ein Kapitel aus meinem „Schondorfer Schreibheft“ (in der Gemeindebücherei Schondorf).

Januar  2002. „Für uns ein beunruhigender Jahresanfang. Gestern hörten wir, dass das Gasthaus zur ‚Post‘ drunten am See neben der romanischen Kirche verkauft ist und abgerissen werden soll, samt der Remise, die die Jahreszahl 1906 trägt. Den ganzen Winter Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen! weiterlesen

Also was denn nun – mehr Emotionen oder weniger?

Im November 2014 äußerte der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber  (CSU) in einem Gespräch mit der Illustrierten BUNTE Kritik an seiner Partei. Da fehle es an Engagement und Temperament (so etwa), und das sei wesentlich schuld an der bedenklich zunehmenden Wahlverdrossenheit. Also forderte er expressis verbis „mehr Herz, mehr Emotionen“,  sinngemäß: bewegen Sie, meine Damen und Herren Parteifreunde und -freundinnen, Ihren Arsch, dann werden denselben auch die Bürgerinnen und Bürger bewegen. Also was denn nun – mehr Emotionen oder weniger? weiterlesen